Unser Dorf
Schwitten wird 1281 erstmalig urkundlich genannt.
Das Wappen - von Silber und Rot geteilt, oben drei aus der Teilung hervorwachsende rote Spitzen, darüber drei balkenweise gestellte rote Rosen mit silbernen Kelchblättern und Butzen, unten ein gestürtzes silbernes Fasseisen - wurde am 15. April 1937 verliehen.
Die Gemeinde Schwitten umfasste mehrere Bauernschaften und Höfe. Einer der Höfe, Oberstade an der Ruhr, gehörte der Familie Cosack. Die Spitzen und Rosen des Schwittener Wappens sind einem Wappen entnommen, das dieser Familie zugeschrieben wird. Das Fasseisen sowie die Farben Silber-Rot entstammen dem Amtswappen von Menden.
Im Rahmen der kommunalen Neugliederung kam die Gemeinde Schwitten am 1. Januar 1975 zur vergrößerten Stadt Menden (Sauerland).
Innerhalb des Amtsbezirkes Menden ist Schwitten unter den drei Anrainergemeinden der Ruhr flächenmäßig die größte. Sie hat mit der Stadt Menden eine weitläufige gemeinsame Süd- und Südostgrenze.
Die ihr so zugewiesene besondere geographische Lage zu dem schon eingangs des Mittelalters bedeutsamen Siedlungs- und Kulturraum Menden ließ die Gemeinde Schwitten frühzeitig zum wichtigen Bindeglied zwischen Menden und den Verkehrswegen und Handelsplätzen im Norden und Osten der nahen und weiten Umgebung werden. Diese Bedeutung hat Schwitten bis auf den heutigen Tag behalten, wie ein weit verzweigtes und stark frequentiertes Wege- und Straßennetz beweist.
Aus dem Mendener Gemeinwesen gingen um die Jahrhundertwende abhängige Gründungen hervor. Um den Haupthof Menden entstand eine Anzahl Güter der Ritter und Großbauern. Zwischen diesen Freihöfen lagen zerstreut die Kotten der leibeigenen Kleinbauern.
Von den aus dieser Zeit stammenden auf Schwittener Boden gelegenen Gründungen wird der Adelssitz Haus Lahr bereits 1204 und der Rittersitz Schwitten im Jahre 1336 genannt. Das Bestehen dieser Herrensitze darf mit Recht lange vor ihrer urkundlichen Erwähnung angenommen werden, ebenso wie in ihnen die Keimzelle unseres heutigen Gemeinwesens zu suchen ist. Gab der eine Freihof der Gemeinde ihren Namen und erhielt sich so im Bewusstsein der Nachwelt, bevor er in den Zeitläufen unterging, so ist das Haus Lahr - wie eh und je - auch heute ein markanter Punkt an der Schwelle der dörflichen Flur Schwittens zur städtischen Siedlungsstruktur an der Südgrenze der Gemeinde.
Von den heute noch bestehenden Höfen fand das Haus Stade an der Ruhr bereits 1432 Erwähnung. Seine Lage innerhalb der Gemeinde macht eine um diese Zeit deutlich spürbare Expansion nach Norden und Osten deutlich. Die Besiedlung und Erschließung der nördlichen und nordöstlichen Dorfflur war in vollem Gange. Fuß- und Wagenpfade verbanden die einzelnen Gehöfte miteinander und mit der Stadt Menden, in der Pfarre und Gericht ein geistiges Zentrum auch für die Bewohner der umliegenden Bauernschaften darstellten. Handel und Wandel taten ein übriges , dass das vorhandene Wegenetz von Jahr zu Jahr an Bedeutung zunahm und weiter ausgebaut wurde.
Um 1600 bestand die Schwittener Bauernschaft aus dem adeligen Haus Lahr, drei Höfen in Sellhausen, drei Kotten auf der Haar sowie den Höfen Niederstade und Oberstade an der Ruhr. Ihr schloss sich nach Osten die Brockhausener Bauernschaft, die heute den Ostteil der Gemeinde Schwitten bildet, an. Zu ihr gehörten damals drei Höfe in Brockhausen, je zwei Höfe in Dahlsen und Dentern, die Einhöfe Kühl und Brakel und noch zwei weitere Kotten.
Durch diesen Siedlungsraum führte von Südwesten nach Nordosten eine Straße von überörtlicher Bedeutung: die Werlstraße. Von Menden kommend, nahm sie ihren Verlauf vermutlich über die Haar nach Schwitten. An Sellhausen vorbeiführend, überwand sie die Höhe am Schwitterknapp in unmittelbare Nähe der Einmündung der heutigen Straße "Am Kalkofen" in die "Vogelrute" und führte von dort durch die Schwittener Heide entlang der Ruhrterrasse zu einer Furtstelle an der Ruhr in Wimbern und von dort aus weiter an den Hellweg in Werl. Bis zur Separation in der 50er Jahren zeugte noch ein Hohlweg nördlich der "Vogelrute" von der Existenz dieses bedeutsamen Weges.
Insbesondere diese Verkehrs- und Handelsader hat die Gemeinde Schwitten immer wieder mit geschichtlichen Großereignissen in Berührung gebracht.
So trug sie die Schrecknisse und Wirren des Dreißigjährigen Krieges an die Bewohner der Stadt und des Amtes Menden. Einquartierungen und Plünderungen lasteten schwer auf den Dorfinsassen, und die Eroberung und Brandschatzung der Stadt Menden durch die Kaiserlichen im Jahre 1632 und nach dreimaliger Belagerung durch die Hessen im Jahre 1634 sowie die in dieser Zeit grassierende Pest führten auch in Schwitten zu Not und Tod.
Der Siebenjährige Krieg (Österreich gegen Preußen von 1756 bis 1763) hinterließ ebenfalls seine Spuren in Schwitten. Eine im Bauernhof Linhoff zu Kühl einquartierte Offiziersgruppe wurde von der Hohenheide aus mit Kanonen beschossen. Eine Kugel traf das Wohnhaus und steckt noch gut sichtbar in einer Mauerfette an der Nordostecke des Hauses.
Nach über 600jähriger Zugehörigkeit zum kurkölnischen Herrschaftsbereich wurden Stadt und Amt Menden Anfang des 19. Jahrhunderts dem hessischen Verwaltungsdistrikt eingegliedert. Eine der ersten administrativen Maßnahmen der hessischen Regierung war der Bau der heutigen Bundesstraße 7 unterhalb der bewaldeten Obertrasse des Ruhrtales. Veranlassung hierzu waren die ständige Gefährdung der "Werlstraße" durch Hochwasser sowie der tiefgründige und schlecht zu befestigende Untergrund der Ruhrtalaue. Die neue Trasse bot eine feste Unterlage aus Konglomeratgestein. Zudem ließ sich das Wegebaumaterial an Ort und Stelle aus einem Steinbruch am Schwitterknapp beschaffen. Finanzielle Gründe verhinderten jedoch die Vollendung des Straßenbaues. Erst nach Übernahme unseres Gebietes durch die preußische Krone im Jahre 1816 lebte der Straßenbau wieder auf.
Zuvor hatte diese Straße bereits ein geschichtsträchtiges Ereignis erlebt: Jérome Napoleon, ein Bruder des französischen Kaisers, der von 1807 bis 1813 als König Hieronymus von Westfalen in Kassel regierte, flüchtete nach der Entscheidungsschlacht bei Leipzig am 29. Oktober 1813 mit einem Truppengefolge über sie durch Schwitten dem Rhein zu. Im benachbarten Fröndenberg wurde diese Ereignis mit Böllerschüssen von der Stiftskirche, die dabei in Brand geriet, gefeiert. Zu den nachdrängenden Truppen gehörten auch Kosaken aus den Steppen Russlands. Preußische und russische Verbände durchzogen die Gemeinde bis zum Jahr 1818, in welchem die letzten russischen Soldaten in ihre Heimat zurückkehrten.
Im Volksmund hält sich seit dieser Zeit der Flurname "Pferdestallsufer", eine heute mit Wald bestandene Schlucht östlich des Forsthauses Lahr. Vermutlich wurde dorthin das Vieh geschafft, um es dem Zugriff der plündernden Soldaten zu entziehen.
Noch einmal erlebten die Bewohner Schwittens im vorletzten Jahrhundert einen soldatischen Aufmarsch. In Iserlohn vereinigten sich demokratische Bürger - unter ihnen auch zwei Männer aus Schwitten - mit der Landwehr, bewaffneten sich aus Beständen des gestürmten Zeughauses und versuchten, der parlamentarischen Regierungsform zum Durchbruch zu verhelfen. Preußische Linienregimenter, die sich auf Eilmärschen von Berlin nach Iserlohn befanden, lagerten am 16. Mai 1849 in einem Eichenwäldchen in Sellhausen. Es war dieselbe Truppe, die am "blutigen Himmelfahrtstag 1849" den Iserlohner Aufstand niederschlug.
In diese Zeit hinein fällt der Bau der großen Eisenbahnlinien. Unser heimischer Raum stand lange abseits dieser Entwicklung und wurde bei hohen und höchsten Regierungsstellen auf das Vorhandensein von "Chausseen" verwiesen, die eine Eisenbahn erübrigten. Mit der Eisenbahn fiel das Chausseegeld fort. Bis dahin war es üblich, Wegezoll zu erheben. Nach alten Darstellungen bestand ein Wegezollhaus auf dem Schwitterknapp gegenüber der "Bellevue".
Erst 1870 fand unser Heimatgebiet Anschluss an das Streckennetz der Eisenbahn. Erste Planungen sahen bei einem Schienenverlauf auf dem Südufer der Ruhr Schwitten als Knotenpunkt vor. Wenngleich dieser Plan scheiterte, so erlangte Schwitten anderwärts an Bedeutung. Die preußische Regierung errichtete zur Nachrichtenübermittlung eine Kette von 61 Stationen zwischen Berlin und Koblenz am Rhein. Auf dem "Nolten Kopf", mit über 280 m der höchste Berg der Gemeinde, erbaute man eine solche Station unter der Bezeichnung "Optischer Telegraph Nr. 42". Sie bestand aus einem massiven Stationsgebäude mit einem 8 m hohen eisernen Masten, an dem mit sechs beweglichen Armen insgesamt 4.096 verschiedene Buchstaben und Zeichen signalisiert werden konnten. Kurze Nachrichten wurden innerhalb von 20 Minuten zwischen Berlin und Koblenz übermittelt. Bei Dunkelheit wurden die Arme befeuert. Nach Einführung des elektronischen Telegrafen wurde die Station 1850 abgebaut. Die Bausteine wurden beim Bau des Schulhauses in Werringsen verwendet. Auf dem "Nolten Kopf" ist aus dieser Zeit einzig und allein eine Bodensenke übriggeblieben.
Von dauerhaftem Bestand war allerdings die im Jahre 1817 von der preußischen Postverwaltung eingerichtete Fahr- und Reitpost zwischen Iserlohn und Arnsberg, die Schwitten auf der heutigen Bundesstraße 7 berührte und innerhalb des Dorfgebietes eine Haltestelle hatte, über die aber keine näheren Angaben vorliegen. Später kam die Personenpost Iserlohn - Münster hinzu. Am Abzweig in Wimbern lag die Posthalterei Schlünder . Ab 1842 passierte die Schnellpost Berlin - Köln einmal wöchentlich in jeder Richtung das Dorf.
Mit Inbetriebnahme der Ruhrtalbahn ging die Postkutschenverbindung am 1. Mai 1870 ein. Modern und zeitgemäß lebte sie nach 55 Jahren am 10. April 1925 mit der Landkraftpostverbindung Werl - Menden wieder auf. Der Chronist berichtet von der ersten Fahrt: "Sie ging trotz der nicht gerade guten Wege famos vonstatten." Haltestellen im Dorfgebiet waren bei Stratmann in Sellhausen, an der "Bellevue" und in Brockhausen bei Oesterberg . Anfangs verkehrte der Omnibus nur zweimal täglich. Heute hat sich die Zahl der Haltestellen mehr als verdoppelt.
Unaufhörlich fließt der Verkehr in allen Richtungen über die Straßen und Wege der Gemeinde. Tausende Fahrzeuge passieren täglich die Bundesstraße 7. Wie ehedem ist Schwitten auch heute ein wichtiges Bindeglied zwischen den benachbarten Gemeinwesen und der weiten Umgebung draußen